Samstag, 28. Mai 2011

In den Fängen der amerikanischen Administration

Ok, eigentlich war der ganze Stress völlig unnötig. Total überflüssig sogar. Aber irgendwie passt die Geschichte ganz gut zum Verlauf der letzten Woche. Mittwochs, als ich gerade mit meinen Arbeitskollegen zum Foodcourt runter laufen wollte um mir meine tägliche Portion Reis mit Sesame and Crispy Chicken zu kaufen (mein mit Liebe zubereitetes Mittagessen blieb nämlich an diesem Morgen zuhause im Kühlschrank), konnte ich mein Portemonnaie in meinem Rucksack nicht finden. Ich war mir aber sicher dass ich es am Morgen eingepackt hatte. Nach 3 Runden erfolglosem Rucksack aus- und wieder einräumen, musste ich mir definitiv eingestehen dass das Portemonnaie offensichtlich nicht da war. Aber wo war es dann...das machte mich natürlich nervös...
Als Erstes lief ich runter in die Spital-Cafeteria um zu sehen ob ich beim Kauf meines morgendlichen Kaffees allenfalls meinen Geldsack liegen gelassen hätte...leider nein, nichts gefunden...dann zurück zum Auto, vielleicht hätte ich es ja einfach im Auto liegen lassen...wieder nichts...frustriertes zurückrennen, wobei ich den Boden genau untersuchte um auszuschliessen dass es irgendwie aus meinem geschlossenen Rucksack gefallen sein könnte...

...Die Spitalsecurity verwies mich ins Spitalfundbüro, wo sie aber auch nicht weiterhelfen konnten. Also zurück zu meinem Arbeitsplatz, nochmals Rucksack aus- und wieder einräumen - immer noch nichts...hmmmmmmm, aber ich war mir ganz sicher dass ich das Portemonnaie am Morgen eingepackt hatte!! 
Ok, egal, vielleicht sollte ich mal daran denken die Credit Card zu sperren, nicht dass sich jemand auf meine Kosten am Schweizer Nationalfonds Stipendium vergreift!

Ich wählte also die Rufnummer des Credit card customer centers meiner Bank. Wie bei jeder Behörde muss man sich zuerst eine halbe Stunde durch ein automatisches Telefonmanagement System drücken. "Wenn sie Probleme haben mit ihrer Credit Card wählen sie die 1", "Wenn sie eine Karte als gestohlen melden wollen wählen sie die...blablalba", hab ich gewählt..."geben sie die vollständige Nummer ihrer Credit Card ein" - was? die weiss ich doch nicht "Falls sie die Nummer nicht bei sich haben geben sie bitte ihre vollständige Social Security number ein" - hmmm, zum Glück habe ich Kopien meiner Dokumente im Labor, also konnte ich die Nummer rausfinden. Aaber, ich habe die Nummer ja noch nicht lange und hab sie meiner Bank eigentlich nicht angegeben, wunderte ich mich, bis ich hörte "ihre SSN ergibt keinen Treffer in unserer Datenbank, bitte geben sie...blablablabla"!!!!!!! Aufhängen, von vorne beginnen, vielleicht gibt es ja noch eine andere Option - jawohl, drücken sie die 5, falls sie einen Berater sprechen wollen, ok, ich will...

"der Anruf kann zur Qualitätssicherung aufgezeichnet werden"...ok! Endlich, ein klicken am anderen Ende der Leitung. Ich beginne mein Problem zu erklären wobei mich mein Gegenüber unterbricht und nach meiner SSN fragt. Ich gebe ihm die SSN und erkläre gleichzeitig dass sie nicht im System der Bank ist. Was er soeben selber bemerkt hat. Jetzt wurde es aber erst richtig kompliziert. Er wollte nämlich meinen Namen wissen...ok, da viel mir ein dass es mit meinem Namen ein paar Probleme gibt: die Bank hat einen Fehler gemacht bei der Eintragung meines Namens also heisse ich für die Bank Katherin C Meyer, die SSN-Behörde hat ebenfalls einen Fehler gemacht beim !ABSCHREIBEN! meines Namens von meinem Pass (man hat nacher natürlich behauptet ich hätte die Angaben nicht richtig buchstabiert, nur komisch dass ich nie etwas buchstabiert habe in diesem Office - anyway, Changes only possible if you appear in person and show a valid ID) - jedenfalls heisse ich für die jetzt KathrinChristine Meyer (ja, ich weiss, ich muss das dringend korrigieren, aber da muss ich wieder einen halben Tag frei nehmen, zum Office laufen, 2x anstehen weil ich vergesse dass ich eine Schere in meinem Rucksack mit herumtrage und das in einem Regierungsgebäude verboten ist etc.etc.etc. - sprich, ich habs vor mir hergeschoben und jetzt bereue ich es natürlich). Ich hab versucht das ganze zu erklären, dem netten Herrn am Telefon...der hat schon etwas resigniert geseufzt und nach meiner Bankaccount Nummer gefragt. Die konnte ich ihm geben, und dort, weil online verfügbar, habe ich natürlich meinen Namen geändert, also dort heisse ich dann nun Kathrin Meyer, wie es sich gehört. 3 Stellen, 3 Namen...wunderbar. Jetzt wurde es dem guten Mann eindeutig zu viel. Er meinte ob er mich in eine Warteschlaufe legen könne um meinen Fall zu klären, klar, kein Problem - Aufgehängt - grrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrr. 

Ich hab ihm etwa 20min. Zeit gelassen, dann habe ich wieder angerufen...wieder automatisches Telefonsystem - 5 drücken - Berater, ein neuer natürlich! Also beginne ich von vorne, die Dame unterbricht mich nach 10 Sekunden und fragt mich ob es sich um eine Credit Card oder Debit Card handelt ähh, Debit Card, ich konnte keine Credit Card bekommen da ich keine Credit History hab in den USA, aber die Debit Card kann genau gleich wie eine Credit Card verwendet werden. Ok, dann sind sie hier im falschen Departement, ich leite sie weiter ans Debit Card Center - grrrrrrrrrrrr - Entspannungsmusik im Hörer, weitere 10min. verstreichen. Mittlerweile bin ich wirklich nervös, denn ich hab schon 2 Stunden verloren und falls jemand meine Karte benutzt, wird das ziemlich teuer für mich!!

Debit Card Center, what can i do for you? Ich erkläre meine Story nochmals - aah, ja, kann ich ihre Debit Card Nummer haben - nein! Ok, geben sie mir die SSN - hier, aber es wird nichts nützen...ok, ich check das...hm, ihre SSN ist nicht in unserem System - hab ich ja gesagt! Ok, geben sie mir ihren Namen und ihre Bankaccount number...welchen Namen? Hm, ich muss vorsichtig wählen...ok, geschafft...ja, sie haben einen Account bei uns - ich weiss!!! Ok, geben sie mir ihre Adresse...hab ich gemacht - oh, haben sie noch eine andere Adressse? nein, wieso? ihre Adresse stimmt nicht mit unseren Angaben überein. Vielleicht ist es ihre frühere Adresse - nein, ich hatte nie eine andere Adresse in den USA, denn ich bin erst im Januar hier eingetroffen...ok, dann kann ich ihnen keine weiteren Informationen geben, klären sie das mit ihrer Bank. ????.

Ich bin dann mal online gegangen um zu sehen ob jemand meine Karte benutzt, aber nichts war passiert bisher...also, ein letztes Mal, räume ich den Rucksack aus- und ...entdecke eine kleine Unebenheit am Rückenteil...ich fasse in die Öffnung dieses engen nutzlosen und nie benutzten flachen Faches und finde? mein Portemonnaie, das die ganze Zeit da war!!!! Grrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrr

Trotzdem habe ich dann noch meine Bank angerufen und herausgefunden dass sie trotz Meldung meinerseits und Online-Angaben vergessen haben die Adresse meines Arbeitsplatzes, welche ich zur Eröffnung des Accounts benutzt habe, in meine Wohnadresse abzuändern....grrrrrrrrrrrrrrrrrrrrr
aber wie gesagt, eigentlich war der ganze Stress völlig unnötig!

Dienstag, 17. Mai 2011

Die "Berge" von Ohio

Zugegeben, mit etwas Verspätung (also eher ziemlich viel, weil es schon fast 2 Monate her ist) präsentiere ich euch heute den Erlebnisbericht meines ersten Ausflugs in die Berge von Ohio: Die Hocking Hills! Aber als Schweizer kann ich euch das ja unmöglich vorenthalten ;-). Bis heute wundere ich mich wo eigentlich die Hügel waren - ok, es ging ab und zu mal rauf und wieder runter, aber das waren allerhöchstens Hügeli...trotzdem eine schöne Abwechslung, denn Columbus ist wirklich extrem flach, beinahe wie Holland, einfach perfekt zum Radfahren (abgesehen von den wahnsinnigen Autofahrern natürlich). Also waren wir ziemlich aufgeregt als die erste Erhebung am Horizont auftauchte...



ich war soooo beeindruckt dass ich glatt verschlafen habe :-)




Kathrin, look, the Hills!









und hier der Beweis dass es wirklich aufwärts ging 


unser Ziel in den Hocking Hills war die Old Man's Cave, eine kleine Schlucht in welcher früher einmal ein Einsiedler gelebt haben soll. Als Erstes verpasste Sandra die Ausfahrt, was nicht weiter schlimm gewesen wäre wenn ihr amerikanisches Qualitäts-GPS nicht ebenfalls gerade ein Timeout genommen hätte - iPhone sei dank haben wir die Cave dann letzlich doch noch erreicht...erschöpft von der langen Anfahrt mussten wir uns natürlich erst mal mit einem Picknick stärken



danach genossen wir einen gemütlichen Spaziergang in der Schlucht






































und während wir uns aufs Füsse baden beschränkten, badete Amit ein bisschen mehr (das Foto entstand kurz bevor er das Gleichgewicht verloren hat)

Sonntag, 1. Mai 2011

to total a car - Lektion 2

Amerikanische Highways sind wirklich voller Überraschungen...auf die Meisten könnte ich allerdings locker verzichten. Zum Beispiel auf Metallhacken mitten auf der Fahrbahn - keine Ahnung wie der dahin gekommen ist, aber der hat meinem Baby den ganzen Bauch aufgeschlitzt! Das Ding lag mitten auf der Fahrbahn und hat ein Auto nach dem anderen kaputt gehauen. Man konnte praktisch wählen ob man mit ca. 100 km/h über den Hacken flitzen wollte oder eher einen Crash mit einem Auto auf den Nebenspuren riskieren wollte - dann doch lieber der Hacken...Zum Glück passierte alles nicht weit entfernt von einer Ausfahrt, so konnte ich zumindest noch den Highway verlassen und in einer ruhigeren und weniger gefährlichen Umgebung auf den Abschleppwagen warten...mein Baby hat bedenklich geraucht und stark geblutet (also alles Öl verloren :-( ) tja, und so bin ich dann mit meinem Baby im Schlepptau zu meinem Mechaniker transportiert worden...
natürlich passiert sowas nur dann wenn man in grosser Eile ist, ich hatte nämlich einen Termin beim Office for international affairs an der OSU (Ohio State University) um eine Unterschrift und somit die Reiseerlaubnis für meine Sommerferien zu erhalten...zum Glück war mein Ritter in der Not (also Sandra) sofort zur Stelle um mich von meinem Mechaniker in windeseile zur OSU zu transportieren  (nur 10min. zu spät, eine echte Meisterleistung). Ich wollte auf keinen Fall nochmals einen ganzen Nachmittag opfern nur um eine Unterschrift zu erhalten. Roman war natürlich auch zur Stelle um mir moralischen Beistand zu leisten. Nachdem das ganze Chaos erstmal bewältigt war und ich mich gerade mit einem Creamchease Bagel ein bisschen zu beruhigen versuchte, kam meine Versicherung ins Spiel. Wie es sich für einen Schweizer gehört, bin ich gut versichert, sehr gut sogar - so gut, dass die Versicherung total übermotiviert war und meinen Volvo praktisch ungesehen verschrotten wollte. Bei seinem Alter meinten sie lohne es sich eine Reparatur wohl kaum. Was?! Nein?! nicht meinen Volvo, mein erstes Auto! 2 Monate nach Erwerb?! das könnt ihr mir nicht antun!! Die waren doch nur scharf auf die Einzelteile, diese Geier!! Nach einem eher zähen Kampf konnte ich verhindern dass die Versicherung meinen Wagen von meiner Garage abholt und in ihre eigene überführt um sich an seinen Eingeweiden zu laben. Der Versicherungsmensch musste also die Schadensabschätzung bei (und unter Aufsicht von) meinem Mechaniker durchführen, womit wir letzlich die Einwilligung zur Reperatur erstreiten konnten. In der Zwischenzeit bin ich dann zum Testfahrer eines echten Ami-Schlittens geworden - der Mietwagen welcher mir von der Versicherung zur Verfügung gestellt wurde war ein Chevrolet Impala (leider von der neueren Generation), ein ziemlich grosses Ding dass entweder unendlich viel Sprit braucht oder ein Leck im Tank hatte...jedenfalls bin ich froh habe ich mein Baby wieder. Unversehrt, zusammengeflickt und auch noch gewaschen, so macht autofahren wieder Spass!

Ein Wehmutstropfen bleibt allerdings, ich habe mich nach dem ersten Schock damit zu trösten versucht dass einem so etwas vermutlich nur 1x im Leben passiert weil ja Metallhacken und solche Sachen eigentlich nicht auf den Highway gehören...leider belehrte mich Carlos dann am nächsten Tag im Labor eines Besseren: es passiere recht häufig dass grössere Hindernisse auf dem Highway rumliegen meinte er - einmal hätte er es sogar mit einem Sofa zu tun gehabt...na dann gute Fahrt!!