Sandra hat sich freiwillig gemeldet zu Thanksgiving einen echten amerikanischen Truthahn zuzubereiten. Die meisten Amerikaner in meinem Labor waren ja eher skeptisch und fragten mich mindestens 3 Mal ob sie wirklich einen Truthahn braten kann...ich hatte da weniger bedenken, sie kocht ja sehr gerne. Viel ungemuetlicher fand ich die Idee dass jeder eine typische Beilage zubereiten und mitbringen sollte...aber was macht man nicht alles fuer gute Freunde ;-)
ich habe mich also halb-freiwillig darauf eingelassen....hm...eine typische Beilage - und dann fehlte ihr dummerweise noch ein zweites Dessert...ok ok, ich werde es versuchen.
so kam es dass ich zwei Tage vor Thanksgiving anstatt wissenschaftliche Artikel zu lesen, fleissig im Internet surfte um passende Rezepte zu finden.
Ich entschied mich fuer eine green bean casserol und einen Pumpkin pie.
Die meisten green bean casserol Rezepte, welche ich auf dem Internet fand lauteten wie folgt:
- presteamed green bean
- 1 can of mushroom soup
- put everyting in the oven, wait, ready to serve...
das toente schon mal vielversprechend ;-)
ich hatte dann aber doch ein schlechtes Gewissen und dachte mir dass ich die mushroom soup ja doch eigentlich auch selber machen koennte. Ich habe mich hier fuers Traditionelle entschieden. Dann also hinter den Pumpkin pie...die meisten Rezepte die ich gefunden habe lauteten in etwa wie folgt:
- 1 can pumpkin purree
- 1\2 can evaporated milk
- premade dough, ready to bake in aluminium form
- sugar, eggs, spice
- mix everything, put in oven, wait, ready to serve
da ich mich bei der casserol fuer den traditionellen Weg entschieden habe, waehlte ich fuer den pie den typischen fast-food amerikanischen way (vielleicht auch ein bisschen weil ich nicht sonderlich gerne backe). Aber was bitte sehr ist evaporisierte Milch? Naiv wie ich bin, dachte ich zuerst das muesse ein anderes Wort fuer Kondensmilch sein, zur Sicherheit fragte ich aber dann doch nochmals bei Lyndsey, unserer amerikanischen Technician und Backexpertin nach. Sie versicherte mir dass das ueberhaupt nicht aehnlich sei, dass ich aber beides in der Back-Abteilung finden koenne. Diese Information war schon mal sehr wertvoll, ich haette keine Ahnung gehabt wo ich dieses Zeug suchen sollte und die amerikanischen Supermaerkte haben ja nicht sonderlich viel Personal welches man fragen koennte.
Ich machte mich zuerst hinter die Casserol...zuerst sah meine Mushroom soop ziemlich vielversprechend aus, bis sich dann im Ofen aus mir unerklaerbaren Gruenden die Sahne von meinem Bouillon-Weisswein-Gemisch getrennt hat (naja, geschmacklich wars dann doch ganz ok, man musste einfach nicht genau hinschauen was man ass).
Das Pie backen begann ebenfalls ziemlich gut, das Gemisch aus evaporisierter Milch, Zucker und Pumpkinpurree schmeckte hervorragen. Leider war ich ein bisschen zu fasziniert von dieser Milch (die uebrigens fast nach gar nichts schmeckt), so dass ich wohl zu viel davon benutzt habe. Dies fuehrte dann dazu dass der Teig nicht richtig fest wurde und der Boden des Kuchens somit nicht gebacken worden ist (vielleicht lag es ja auch an der fertig-Aluminium-Backform, oder am Ofen, Umluft gibt es hier nicht :-)). Natuerlich habe ich mittels "Nicht-Kleben"- Test mehrmals ueberprueft ob der Kuchen die noetige Backzeit erreicht hat (ich besitze keine Nadel und hatte also mehrere laengliche Einstiche in meinem Kuchen, welche eindeutig auf Mord hinzuweisen schienen). Als nichts mehr am Messer klebte liess ich den Kuchen auskuehlen - zu diesem Zeitpunkt war ich noch ziemlich stolz, denn er sah nicht nur gut aus (genau wie die Foeteli auf dem Internet, abgesehen von dein Einstichloechern), sondern er duftete auch appettit-anregend. Das war am Abend vor Thanksgiving - ich war trotz Casserol-Katastrophe frohen Mutes und zuversichtlich dass zumindest der Kuchen gelungen schien.
...am naechsten Morgen war der ganze Kuchen jedoch eingefallen und in der Mitte, am tiefsten Punkt hatte sich sogar ein kleiner Fluessigkeitssee gebildet. Da ich wegen echter Experimente im Labor keine Zeit hatte meine Kuechenexperimente zu wiederholen, mussten sich Sandras Gaeste mit meinen Mitbringseln zufrieden geben. Zum Glueck waren 50% Inder und 40% Franzosen, die wussten ja auch nicht genau wie das jetzt eigentlich schmecken sollte. So assen alle die Casserol und loeffelten anschliessend Kuchen aus nicht gebackenem Teig. Dazu gab es ein bisschen zu trockenen, aber durchaus geniessbaren Truthahn - ich glaube das naechste Mal ueberlasse ich das Kochen ganz Sandra und kuemmere mich nur um den Wein...
hier noch ein paar visuelle Impressionen:
(der Truthahn wurde ebenfalls ermordet, aber nicht von mir, Nico hat die Temperatur gemessen, die perfekte Gelegenheit fuer Sandra die Trockenheit auf das ziemlich grosse Einstichloch zurueckzufuehren - meine Daten aus dem Kuchenexperiment entsprechen dem jedenfalls nicht, meine Einstichloecher machten gar nichts trocken - leider)
unsere charmante Gastgeberin
Die Girls von Adeline und Antoine sind ober-suess, aber immer in Bewegung, da werden nur Erwachsene muede :-)
um einen echten amerikanischen Truthahn zu zerlegen braucht es offensichtlich mindestens 2 Franzosen :-)
...komischerweise sind alle unsere Bilder unscharf, keine Ahnung woran das liegen koennte - vielleicht habe den ganzen Koch-frust doch mit etwas zu viel Wein heruntergespuehlt...
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